Wie vor ein paar Tagen brennt die Sonne hinab auf den serbischen Kulturverein in Schaffhausen. Im gleißenden Mittagslicht glänzen frisch geputzte jugoslawische Oldtimer, die Reflektionen der Stoßstangen und Spiegel brennen in den Augen. Darunter vereinzelt, etwas fremdelnd, nicht-jugoslawische Fabrikate wie ein alter BMW und sogar ein Wartburg aus ostdeutscher Fabrikation. Wir sind etwas spät dran und es wird bereits zum Autocorso Richtung Innenstadt geblasen. Unsere Hoffnung, dass die südeuropäische Mentalität sich hier nicht so genau an Zeitpläne hält wird enttäuscht, bei den Veranstaltern zählt Schweizer Pünktlichkeit. Ehe wir uns orientiert haben, ist der Tross schon auf der Straße. Dieses Schauspiel werden wir verpassen, unser Stojadin wird sich nicht einreihen in die Kette seiner Landsleute. Wir irren hinterher und finden unsere Zastava-Freunde schließlich im Zentrum vor dem Stadttheater unter den schattigen Schirmen einer Bar. Das erste Bier wurde bereits von einigen in einem hastigen Schluck hinunter geschüttet. Die motorisierten Lieblinge warten in der prallen Sonne. Ein paar Interessierte mit Fotoapparaten schleichen sich um sie herum.
Nun ist endlich Zeit, sich umzuschauen. Vor allem Ficas sind zu sehen, die Lieblingsvariante von Zastava für viele Ex-Jugoslawen. Neben unserem ist ein weiterer Stojadin anwesend, sogar ein Zastava-Sanitätswagen und ein wunderschönes weißes Yugo Cabrio. Es gehört Danijel, der mit seinen gut 30 Jahren nicht wie ein typischer Oldtimer-Liebhaber aussieht. Er ist 1987 in Kragujevac geboren, wo an gleicher Stelle fünf Jahre später sein Cabrio gebaut werden sollte. 1998 kam er in die Schweiz, sein Vater hatte schon länger hier gearbeitet. Begeisterung für den Yugo kannte er zunächst nicht. „Ich hatte eigentlich einen Fica gesucht, bin dann zufällig auf das Cabrio gestoßen und habe mich verliebt.“ Die Geschichte seines Cabrios ist symptomatisch für die unberechenbare Geschichte Jugoslawiens Anfang der 90er Jahre: 1992 stand es in Bremerhaven, bereit zur Verschiffung in die USA, ging aber aufgrund eines Handelsembargos nicht auf die Reise. Umgebaut für den europäischen Markt kam es nach Berlin, stand sieben Jahre konserviert in einem Bunker und wurde dort vom Vorbesitzer 1999 entdeckt. Dieser fuhr damit 14 Jahre durch die deutsche Hauptstadt, vermietete es hin und wieder für Film- und Musikvideodrehs und kam damit 2014 in die Schweiz. Dort übernahm Danijel und fährt nun das einzige Yugo Cabrio in der Schweiz. Von Jugoslawien hat er nicht mehr viel mitbekommen, doch auch er lebt die Idee einer grenzüberschreitenden Begeisterung. „Man spürt hier schon eine gemeinsame Nostalgie, in den Autos fühlen sich die meisten irgendwie daheim“, sagt er. „Wir sind hier wegen der Autos, da spielt die Herkunft keine Rolle.“ Alle hier betreiben einen enormen finanziellen Aufwand. Die Restauration eines Fica verschlingt nicht selten bis zu 30.000 Franken. Danijels Eltern verstehen die kostspielige Leidenschaft ihres Sohnes nicht so ganz. So ist das eben bei vielen Menschen vom Balkan, die einen wollen vergessen, die anderen wollen erhalten.
Wie vor ein paar Tagen brennt die Sonne hinab auf den serbischen Kulturverein in Schaffhausen. Im gleißenden Mittagslicht glänzen frisch geputzte jugoslawische Oldtimer, die Reflektionen der Stoßstangen und Spiegel brennen in den Augen. Darunter vereinzelt, etwas fremdelnd, nicht-jugoslawische Fabrikate wie ein alter BMW und sogar ein Wartburg aus ostdeutscher Fabrikation. Wir sind etwas spät dran und es wird bereits zum Autocorso Richtung Innenstadt geblasen. Unsere Hoffnung, dass die südeuropäische Mentalität sich hier nicht so genau an Zeitpläne hält wird enttäuscht, bei den Veranstaltern zählt Schweizer Pünktlichkeit. Ehe wir uns orientiert haben, ist der Tross schon auf der Straße. Dieses Schauspiel werden wir verpassen, unser Stojadin wird sich nicht einreihen in die Kette seiner Landsleute. Wir irren hinterher und finden unsere Zastava-Freunde schließlich im Zentrum vor dem Stadttheater unter den schattigen Schirmen einer Bar. Das erste Bier wurde bereits von einigen in einem hastigen Schluck hinunter geschüttet. Die motorisierten Lieblinge warten in der prallen Sonne. Ein paar Interessierte mit Fotoapparaten schleichen sich um sie herum.
Nun ist endlich Zeit, sich umzuschauen. Vor allem Ficas sind zu sehen, die Lieblingsvariante von Zastava für viele Ex-Jugoslawen. Neben unserem ist ein weiterer Stojadin anwesend, sogar ein Zastava-Sanitätswagen und ein wunderschönes weißes Yugo Cabrio. Es gehört Danijel, der mit seinen gut 30 Jahren nicht wie ein typischer Oldtimer-Liebhaber aussieht. Er ist 1987 in Kragujevac geboren, wo an gleicher Stelle fünf Jahre später sein Cabrio gebaut werden sollte. 1998 kam er in die Schweiz, sein Vater hatte schon länger hier gearbeitet. Begeisterung für den Yugo kannte er zunächst nicht. „Ich hatte eigentlich einen Fica gesucht, bin dann zufällig auf das Cabrio gestoßen und habe mich verliebt.“ Die Geschichte seines Cabrios ist symptomatisch für die unberechenbare Geschichte Jugoslawiens Anfang der 90er Jahre: 1992 stand es in Bremerhaven, bereit zur Verschiffung in die USA, ging aber aufgrund eines Handelsembargos nicht auf die Reise. Umgebaut für den europäischen Markt kam es nach Berlin, stand sieben Jahre konserviert in einem Bunker und wurde dort vom Vorbesitzer 1999 entdeckt. Dieser fuhr damit 14 Jahre durch die deutsche Hauptstadt, vermietete es hin und wieder für Film- und Musikvideodrehs und kam damit 2014 in die Schweiz. Dort übernahm Danijel und fährt nun das einzige Yugo Cabrio in der Schweiz. Von Jugoslawien hat er nicht mehr viel mitbekommen, doch auch er lebt die Idee einer grenzüberschreitenden Begeisterung. „Man spürt hier schon eine gemeinsame Nostalgie, in den Autos fühlen sich die meisten irgendwie daheim“, sagt er. „Wir sind hier wegen der Autos, da spielt die Herkunft keine Rolle.“ Alle hier betreiben einen enormen finanziellen Aufwand. Die Restauration eines Fica verschlingt nicht selten bis zu 30.000 Franken. Danijels Eltern verstehen die kostspielige Leidenschaft ihres Sohnes nicht so ganz. So ist das eben bei vielen Menschen vom Balkan, die einen wollen vergessen, die anderen wollen erhalten.