Es ist eine der typischen Geschichten, die uns Peter Engelhard hier erzählt. Der Import von Autos und Ersatzteilen aus dem Balkan nach Mitteleuropa funktioniert bestens. Doch ist das Ganze immer noch etwas sehr besonderes. In Deutschland sind nicht mehr als 30 Zastavas oder Yugos gemeldet. Die Zasti-Fans bleiben also ein besondere Randgruppe. Wir sammeln übrigens weiter: Senden Sie uns auch Ihre Geschichte.
"Wenn Du schon einen alten Wagen willst, dann setze ein Zeichen und nimm einen von da unten, nimm einen Yugo", sagte Sandra zu mir. Sandra ist meine Frau, ihre Familie hat Wurzeln in Jugoslawien. In der Tat sind wir oft "da unten". Das Land und seine Menschen sind auch mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen. Im Herbst 2016 war Sandra mit den Kindern alleine in Slowenien, studierte die Kleinanzeigen – und da war er, mein Yugo. Zastava Yugo Skala 55, Baujahr 1988, rot lackiert. Einer ihrer Cousins, seines Zeichens gelernter Karosserieschlosser, befand den Wagen für gut und kaufenswert. Kurz entschlossen erstand ich ein Flugticket.
Das Geschäftliche und Bürokratische war schnell geregelt. Stellte sich allein die Frage, wie der kleine Wagen nach Deutschland kommt. Selbst fahren, das war meine erste Idee – aber bei mehr als 1.000 Kilometern Entfernung bis ins Ruhrgebiet keine gute. Die Lösung: Es kennt "da unten" ja jeder immer irgend einen Freund oder Verwandten, der irgendwie helfen kann. Das klappt gut, Vertrauen ist das Betriebskapital, das dahinter steckt. Der Schwager des Verkäufers meines Wagens besitzt zum Beispiel eine Spedition. Weitere zwei Wochen später stand der Lastzug vor der Werkstatt meines Vertrauens (für die Vollabnahme beim TÜV war noch dies und jenes zu tun – eine separate Anekdote). Leider war es keiner dieser speziellen Auflieger für Autotransporte, sondern Zuladung auf einem ganz normalen Anhänger. Abladen mussten wir mit einem geliehenen Gabelstapler von Gartenbetrieb um die Ecke, eine alte Europalette unter das Auto, dann geht das. Ein Yugo ist halt leicht und geht nicht so schnell kaputt.
Macken hat er dafür aber unzählige (Kommentar in meiner Werkstatt: "Klar kenn ich Yugo. Hätte nur nicht geglaubt, dass von denen noch einer fährt"). Ersatzteile gibt es von Fiat oder über ein kontinuierlich wachsendes Netzwerk im ehemaligen Jugoslawien. Die kommen dann über einen Freund oder Verwandten nach Deutschland, der gerade reist, mitunter durch mehrere Hände. "Balkanroute" gewissermaßen, wie beschrieben, Vertrauen und Hilfe. Vertrauen und Hilfe gibt es, wenn man auf die Menschen dort zugeht, und wer einen Yugo fährt, gehört offenbar dazu. Eine schöne Erfahrung, und meine eher rudimentären Kenntnisse des Serbokroatischen haben sich durch Übung am Objekt deutlich verbessert.
Der Zastava Yugo ist kein besonders gutes Auto, weder schön noch leistungsfähig. Es gilt aber der Kommentar eines Freundes "Diese Jugo-Schleuder ist schon irgendwie cool". Für mich ist er vielleicht mittlerweile auch so etwas wie gelebte Völkerverständigung in ihrer einfachsten und unpathetischen Form. Vielleicht sogar ein wenig geteilte Illusion: "War Jugoslawien vielleicht so etwas wie die Illusion eines westlich orientierten, weltoffenen Sozialismus?" Das halte ich für einen guten Gedanken. Wie dem auch sei, meine beiden Töchter lieben das kleine rote Auto, auch wenn wir schon einmal zu spät zum Kindergeburtstag kommen, weil wir damit liegen geblieben sind.
Es ist eine der typischen Geschichten, die uns Peter Engelhard hier erzählt. Der Import von Autos und Ersatzteilen aus dem Balkan nach Mitteleuropa funktioniert bestens. Doch ist das Ganze immer noch etwas sehr besonderes. In Deutschland sind nicht mehr als 30 Zastavas oder Yugos gemeldet. Die Zasti-Fans bleiben also ein besondere Randgruppe. Wir sammeln übrigens weiter: Senden Sie uns auch Ihre Geschichte.
"Wenn Du schon einen alten Wagen willst, dann setze ein Zeichen und nimm einen von da unten, nimm einen Yugo", sagte Sandra zu mir. Sandra ist meine Frau, ihre Familie hat Wurzeln in Jugoslawien. In der Tat sind wir oft "da unten". Das Land und seine Menschen sind auch mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen. Im Herbst 2016 war Sandra mit den Kindern alleine in Slowenien, studierte die Kleinanzeigen – und da war er, mein Yugo. Zastava Yugo Skala 55, Baujahr 1988, rot lackiert. Einer ihrer Cousins, seines Zeichens gelernter Karosserieschlosser, befand den Wagen für gut und kaufenswert. Kurz entschlossen erstand ich ein Flugticket.
Das Geschäftliche und Bürokratische war schnell geregelt. Stellte sich allein die Frage, wie der kleine Wagen nach Deutschland kommt. Selbst fahren, das war meine erste Idee – aber bei mehr als 1.000 Kilometern Entfernung bis ins Ruhrgebiet keine gute. Die Lösung: Es kennt "da unten" ja jeder immer irgend einen Freund oder Verwandten, der irgendwie helfen kann. Das klappt gut, Vertrauen ist das Betriebskapital, das dahinter steckt. Der Schwager des Verkäufers meines Wagens besitzt zum Beispiel eine Spedition. Weitere zwei Wochen später stand der Lastzug vor der Werkstatt meines Vertrauens (für die Vollabnahme beim TÜV war noch dies und jenes zu tun – eine separate Anekdote). Leider war es keiner dieser speziellen Auflieger für Autotransporte, sondern Zuladung auf einem ganz normalen Anhänger. Abladen mussten wir mit einem geliehenen Gabelstapler von Gartenbetrieb um die Ecke, eine alte Europalette unter das Auto, dann geht das. Ein Yugo ist halt leicht und geht nicht so schnell kaputt.
Macken hat er dafür aber unzählige (Kommentar in meiner Werkstatt: "Klar kenn ich Yugo. Hätte nur nicht geglaubt, dass von denen noch einer fährt"). Ersatzteile gibt es von Fiat oder über ein kontinuierlich wachsendes Netzwerk im ehemaligen Jugoslawien. Die kommen dann über einen Freund oder Verwandten nach Deutschland, der gerade reist, mitunter durch mehrere Hände. "Balkanroute" gewissermaßen, wie beschrieben, Vertrauen und Hilfe. Vertrauen und Hilfe gibt es, wenn man auf die Menschen dort zugeht, und wer einen Yugo fährt, gehört offenbar dazu. Eine schöne Erfahrung, und meine eher rudimentären Kenntnisse des Serbokroatischen haben sich durch Übung am Objekt deutlich verbessert.
Der Zastava Yugo ist kein besonders gutes Auto, weder schön noch leistungsfähig. Es gilt aber der Kommentar eines Freundes "Diese Jugo-Schleuder ist schon irgendwie cool". Für mich ist er vielleicht mittlerweile auch so etwas wie gelebte Völkerverständigung in ihrer einfachsten und unpathetischen Form. Vielleicht sogar ein wenig geteilte Illusion: "War Jugoslawien vielleicht so etwas wie die Illusion eines westlich orientierten, weltoffenen Sozialismus?" Das halte ich für einen guten Gedanken. Wie dem auch sei, meine beiden Töchter lieben das kleine rote Auto, auch wenn wir schon einmal zu spät zum Kindergeburtstag kommen, weil wir damit liegen geblieben sind.