Montag, 7. Mai 2018, Hasan Dzilic und Emir Suljic,
Amriswil (TG)
Amriswil schmiegt sich über einige Kilometer an die Landesstraße 14 im Kanton Thurgau. Links und rechts wechseln sich Wohnhäuser und Gewerbegebiete ab. So sieht eine typische schweizerische Kleinstadt aus: Wohnen, Schaffen, Kaufen gehen oft ineinander über. Mittendrin, in der Nähe des Bahnhofs, befindet sich die Autowerkstatt von Emir Suljic (43), der erstmals einen Zastava in seiner Werkstatt begrüßen wird. Aus diesem Anlass hat er seinen Freund und Kollegen Hasan Dzilic (50) eingeladen, einen Zastava-Enthusiast, der sofort Feuer und Flamme ist, als wir mit unserem Auto in die kleine Reparaturhalle einbiegen. Kaum ist der Motor abgestellt, steht bereits die Fronthaube offen und jedes Detail wird neugierig begutachtet. Die Wasserdüsen für die Frontscheibe sind verchromt. Das war schon ziemlich einzigartig in Jugoslawien. „Der Zastava 101 Confort ist Luxusklasse“, sagt Hasan, „was haben wir erlebt mit diesem Auto!“ Er fühlt sich sofort in die 80er Jahre versetzt und die Erinnerungen übermannen ihn. „Ich bin gerade 30 Jahre jünger geworden.“
Hasan Dzilic wurde 1968 in Banja Luka (Bosnien) geboren, 1986 begann er seine Lehre als Automechaniker. Seine Eltern hatten kein Auto, er war der erste in der Familie, der sich so etwas leisten konnte. Ein Freund von ihm hatte genau solch einen roten Zastava. „Das war fast das beste Auto, das wir in Jugoslawien hatten. Der Confort ist mein absolutes Lieblingsmodell.“ Sie waren viel unterwegs damals mit dem roten Stojadin, bis ins 350 Kilometer entfernte Zagreb zum feiern. „Ja, wir hatten viel Spaß damals und haben auch viel Unsinn gemacht mit dem Auto“, meint Hasan mit seinem schelmischen Lächeln. 1992 war die sorgenfreie Zeit vorbei. Hasan wurde Soldat und fand sich im Krieg wieder. Nach einem Jahr hielt er es nicht mehr aus und ging nach Deutschland, später in die Schweiz, heiratete und bekam zwei Kinder. „Seit meine Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, habe ich keine Familie mehr in Bosnien.“
Emir verbindet nicht mehr soviel mit dem Auto. Er stammt aus Cazin und wurde dort 1975 geboren. Seine Familie hatte sogar einen VW Käfer, später einen Lada. In ihm kommen Angesichts des Autos eher allgemeine Erinnerungen hoch . Mit 16 verließ er Jugoslawien. „Ich hatte Glück im Unglück, ich war im Sommerurlaub in der Schweiz als in Jugoslawien der Krieg ausbrach. Darum bin ich dort geblieben, meine Eltern kamen etwas später nach. Ich habe dann hier meine Lehre als Automechaniker gemacht und es kamen keine Zastava mehr zur Reparatur.“ Sein Cousin allerdings kam mit einem Yugo in die Schweiz und blieb. „Das muss man sich mal vorstellen: da fuhr ein Yugo mit Thurgauer Kennzeichen durch die Gegend.“
Fühlen sich die beiden denn nun als Jugoslawen, wenn sie vor diesem Auto stehen? „Nein“, entgegnet Emir klar, „das geht nicht mehr. Es ist eine schöne, nostalgische Erinnerung. Aber eine jugoslawische Identität, die gibt es nicht mehr.“
Montag, 7. Mai 2018, Hasan Dzilic und Emir Suljic,
Amriswil (TG)
Amriswil schmiegt sich über einige Kilometer an die Landesstraße 14 im Kanton Thurgau. Links und rechts wechseln sich Wohnhäuser und Gewerbegebiete ab. So sieht eine typische schweizerische Kleinstadt aus: Wohnen, Schaffen, Kaufen gehen oft ineinander über. Mittendrin, in der Nähe des Bahnhofs, befindet sich die Autowerkstatt von Emir Suljic (43), der erstmals einen Zastava in seiner Werkstatt begrüßen wird. Aus diesem Anlass hat er seinen Freund und Kollegen Hasan Dzilic (50) eingeladen, einen Zastava-Enthusiast, der sofort Feuer und Flamme ist, als wir mit unserem Auto in die kleine Reparaturhalle einbiegen. Kaum ist der Motor abgestellt, steht bereits die Fronthaube offen und jedes Detail wird neugierig begutachtet. Die Wasserdüsen für die Frontscheibe sind verchromt. Das war schon ziemlich einzigartig in Jugoslawien. „Der Zastava 101 Confort ist Luxusklasse“, sagt Hasan, „was haben wir erlebt mit diesem Auto!“ Er fühlt sich sofort in die 80er Jahre versetzt und die Erinnerungen übermannen ihn. „Ich bin gerade 30 Jahre jünger geworden.“
Hasan Dzilic wurde 1968 in Banja Luka (Bosnien) geboren, 1986 begann er seine Lehre als Automechaniker. Seine Eltern hatten kein Auto, er war der erste in der Familie, der sich so etwas leisten konnte. Ein Freund von ihm hatte genau solch einen roten Zastava. „Das war fast das beste Auto, das wir in Jugoslawien hatten. Der Confort ist mein absolutes Lieblingsmodell.“ Sie waren viel unterwegs damals mit dem roten Stojadin, bis ins 350 Kilometer entfernte Zagreb zum feiern. „Ja, wir hatten viel Spaß damals und haben auch viel Unsinn gemacht mit dem Auto“, meint Hasan mit seinem schelmischen Lächeln. 1992 war die sorgenfreie Zeit vorbei. Hasan wurde Soldat und fand sich im Krieg wieder. Nach einem Jahr hielt er es nicht mehr aus und ging nach Deutschland, später in die Schweiz, heiratete und bekam zwei Kinder. „Seit meine Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, habe ich keine Familie mehr in Bosnien.“
Emir verbindet nicht mehr soviel mit dem Auto. Er stammt aus Cazin und wurde dort 1975 geboren. Seine Familie hatte sogar einen VW Käfer, später einen Lada. In ihm kommen Angesichts des Autos eher allgemeine Erinnerungen hoch . Mit 16 verließ er Jugoslawien. „Ich hatte Glück im Unglück, ich war im Sommerurlaub in der Schweiz als in Jugoslawien der Krieg ausbrach. Darum bin ich dort geblieben, meine Eltern kamen etwas später nach. Ich habe dann hier meine Lehre als Automechaniker gemacht und es kamen keine Zastava mehr zur Reparatur.“ Sein Cousin allerdings kam mit einem Yugo in die Schweiz und blieb. „Das muss man sich mal vorstellen: da fuhr ein Yugo mit Thurgauer Kennzeichen durch die Gegend.“
Fühlen sich die beiden denn nun als Jugoslawen, wenn sie vor diesem Auto stehen? „Nein“, entgegnet Emir klar, „das geht nicht mehr. Es ist eine schöne, nostalgische Erinnerung. Aber eine jugoslawische Identität, die gibt es nicht mehr.“