Am späten Nachmittag fahren wir zurück in den Club. Auf Plastiktellern wird Lamm und Schwein vom Spieß serviert, traditionell mit Brot und Frühlingszwiebeln. Inzwischen hat sich zum Oldtimertreffen eine größere Bikergruppe gesellt, so dass die Veranstaltung nun endgültig männlich dominiert ist. Drinnen im leeren Saal gibt sich eine Sängerin alle Mühe, doch sie singt lediglich für das herum eilende Personal, den Gästen schmeckt es draußen unter den Sonnenschirmen besser.
Wir treffen Branko, der eine Autowerkstatt in der Gegend hat. Auch er hat einen weißen Fica mitgebracht, den kompletten Dachhimmel innen ziert eine jugoslawische Fahne. „Alle, die Zastava lieben, lieben auch Jugoslawien. Ich habe zwar einen schweizer Pass, aber ich bin immer noch Jugo.“ Branko kam vor 30 Jahren als Jugoslawe in die Schweiz und ist es geblieben. Er wurde 1961 in Doboj geboren. Die Stadt liegt heute in der serbischen Enklave Republika Srpska in Bosnien-Herzigowina. Schon als Zehnjähriger schrieb er im Schulaufsatz zum Thema „Was will ich einmal werden?“, dass er einmal Motoren reparieren und einen großen Kombi fahren möchte. Der Fica war sein erstes Auto. In den Achtzigern machte er große Reisen damit. Als er 1988 in die Schweiz kam, wollte er eigentlich nur drei Monate bleiben, bis heute wurden 30 Jahre daraus. Das ist die typische Geschichte von vielen Ex-Jugoslawen, die in den 80ern oder frühen 90ern in die Schweiz kamen. Eigentlich wollte keiner sein Land verlassen, doch dann kam die Liebe, die bessere berufliche Perspektive oder der Krieg versperrte den Weg zurück.
Aus einem von einem schneeweißen FIAT 500 gezogenen schneeweißen FIAT 500-Anhänger, der einst selbst ein FIAT 500 war, verkauft Fabio selbst produziertes Eis. „Amore Mio“ steht auf den Bechern. Fabio ist Italiener, doch ebenfalls Oldtimer- und Zastava-Fan. Sein Vater kam mit 16 in die Schweiz, um hier zu arbeiten und blieb. Heute ist er Geschäftsführer einer Gelateria. Wie sich die Geschichten ähneln.
Die Sonne senkt sich nun langsam hinter den Bäumen hinab, alle warten auf das Cevapi, und wir sprechen noch kurz mit Danjiela Brankovic, Präsidentin des serbischen Kulturvereins. Seit heute Morgen um 5 Uhr ist sie auf den Beinen und kann nun mal kurz durchatmen. Sie wurde 1982 in Gospic, Kroatien geboren. Zu Beginn des Balkankriegs lag die Stadt genau an der Frontlinie zwischen Kroatien und der Republik Serbische Krajina, so dass die Familie zunächst nach Serbien ging und 1997 in die Schweiz weiterzog. „Wir arbeiten hier daran, dass alle wieder zusammenkommen“, sagt sie, „Bei uns gibt’s das nicht: Wer ist Serbe? Wer ist Kroate? Am Ende sind wir alle gleich.“
Als wir mit unserem Stojadin vom Hof rollen, fühlt es sich an, als verließen wir den letzten Zipfel Jugoslawiens. Vielleicht ist das hier, wie Tihomir gestern Abend sagte, nur ein nostalgischer Traum. Aber immerhin einer mit Leuchten in den Augen, ein kostspieliger zwar aber vor allem ein friedlicher Traum.
Am späten Nachmittag fahren wir zurück in den Club. Auf Plastiktellern wird Lamm und Schwein vom Spieß serviert, traditionell mit Brot und Frühlingszwiebeln. Inzwischen hat sich zum Oldtimertreffen eine größere Bikergruppe gesellt, so dass die Veranstaltung nun endgültig männlich dominiert ist. Drinnen im leeren Saal gibt sich eine Sängerin alle Mühe, doch sie singt lediglich für das herum eilende Personal, den Gästen schmeckt es draußen unter den Sonnenschirmen besser.
Wir treffen Branko, der eine Autowerkstatt in der Gegend hat. Auch er hat einen weißen Fica mitgebracht, den kompletten Dachhimmel innen ziert eine jugoslawische Fahne. „Alle, die Zastava lieben, lieben auch Jugoslawien. Ich habe zwar einen schweizer Pass, aber ich bin immer noch Jugo.“ Branko kam vor 30 Jahren als Jugoslawe in die Schweiz und ist es geblieben. Er wurde 1961 in Doboj geboren. Die Stadt liegt heute in der serbischen Enklave Republika Srpska in Bosnien-Herzigowina. Schon als Zehnjähriger schrieb er im Schulaufsatz zum Thema „Was will ich einmal werden?“, dass er einmal Motoren reparieren und einen großen Kombi fahren möchte. Der Fica war sein erstes Auto. In den Achtzigern machte er große Reisen damit. Als er 1988 in die Schweiz kam, wollte er eigentlich nur drei Monate bleiben, bis heute wurden 30 Jahre daraus. Das ist die typische Geschichte von vielen Ex-Jugoslawen, die in den 80ern oder frühen 90ern in die Schweiz kamen. Eigentlich wollte keiner sein Land verlassen, doch dann kam die Liebe, die bessere berufliche Perspektive oder der Krieg versperrte den Weg zurück.
Aus einem von einem schneeweißen FIAT 500 gezogenen schneeweißen FIAT 500-Anhänger, der einst selbst ein FIAT 500 war, verkauft Fabio selbst produziertes Eis. „Amore Mio“ steht auf den Bechern. Fabio ist Italiener, doch ebenfalls Oldtimer- und Zastava-Fan. Sein Vater kam mit 16 in die Schweiz, um hier zu arbeiten und blieb. Heute ist er Geschäftsführer einer Gelateria. Wie sich die Geschichten ähneln.
Die Sonne senkt sich nun langsam hinter den Bäumen hinab, alle warten auf das Cevapi, und wir sprechen noch kurz mit Danjiela Brankovic, Präsidentin des serbischen Kulturvereins. Seit heute Morgen um 5 Uhr ist sie auf den Beinen und kann nun mal kurz durchatmen. Sie wurde 1982 in Gospic, Kroatien geboren. Zu Beginn des Balkankriegs lag die Stadt genau an der Frontlinie zwischen Kroatien und der Republik Serbische Krajina, so dass die Familie zunächst nach Serbien ging und 1997 in die Schweiz weiterzog. „Wir arbeiten hier daran, dass alle wieder zusammenkommen“, sagt sie, „Bei uns gibt’s das nicht: Wer ist Serbe? Wer ist Kroate? Am Ende sind wir alle gleich.“
Als wir mit unserem Stojadin vom Hof rollen, fühlt es sich an, als verließen wir den letzten Zipfel Jugoslawiens. Vielleicht ist das hier, wie Tihomir gestern Abend sagte, nur ein nostalgischer Traum. Aber immerhin einer mit Leuchten in den Augen, ein kostspieliger zwar aber vor allem ein friedlicher Traum.